Nach quälend langen Wochen, ja Monaten ging die Saison 2017/2018 am Dienstag endlich wieder für mich los. Ganze 111 Tage war mein letzter Stadionbesuch her. An jenem Abend schraubte übrigens Dembele in München seinen Marktwert von 30 Millionen auf geschätzte 130 Millionen hoch. Wer es nicht weiß: DFB-Pokalhalbfinale Bayern – BvB. Nach einer langen Sommerpause, die ich nur ein wenig durch den Besuch des Eishockey WM-Finales im Mai in Köln und den French Open in Paris verkürzte, stand am Dienstag die Champions League Qualifikationspartie zwischen der TSG Hoffenheim und dem FC Liverpool auf dem Programm. Das erste Europacup-Spiel in der Vereinsgeschichte der TSG, da ließ sich die UEFA nicht lumpen und „loste“ den Kraichgauern einen ehrenwerten Gast zu.
Pünktlich um 18 Uhr fuhr der PC auf der Arbeit runter. Um 19.30 Uhr stand ich ca. 1km vom Stadion entfernt auf dem Parkplatz. Zeit für ein Bier war noch da, leider bot mir aber kein Straßenhändler auf dem Weg zum Stadion eins an. Warum? Weil es keine Verkäufer gab. Bei Champions League Spielen wird am und im Stadion kein Bier (alkoholfreies Bier zählt für mich nicht dazu) verkauft, dies soll zu geringerem aggressiven Verhalten der Zuschauer beitragen. Unverhofft kam ich aber doch noch in den Genuss eines kühlen Getränkes. Während ich auf einen Kumpel wartete, der mir das Ticket für das Spiel übergeben sollte, sah ich eine kleine Gruppe Engländer, Liverpooler. Einer mit zwei ökologisch einwandfreien Papiertaschen von Rewe im Schlepptau. Bei genauerem Hinsehen waren diese mit reichlich Bier gefüllt. Ich dachte mir, das Spiel fängt in 45 Minuten an, zu dritt schaffen die das niemals vorher alles zu trinken. So fragte ich sie ob ich Ihnen ein Bier abkaufen können. Das 2 Euro Stück streckte ich ihm schon entgegen. Er verneinte… aber nur das 2 Euro Stück. Klar könne ich eins haben, „its a gift“! Und so plauderte ich mit Jaz, Helen und Allen die nächsten Minuten. Wobei die Plauderei sehr einseitig war. Ich behaupte, dass ich mich in englischer Sprache mittelmäßig gut verständigen kann, aber der Liverpooler Akzent scheint mir nicht zu liegen… ich habe kaum ein Wort verstanden!!! Nach der Begrüßung wurden die Visitenkarten ausgetauscht, sprich also, woher kommst du/ihr, welcher Verein usw… Jaz sagte dass er Nottingham Forest Fan sei. Wie aus der Pistole geschossen entgegnete ich ihm: „1996“. Und er lachte…. Erläuterung für die zwei Leser, die nichts damit anfangen können: 1996 spielte Bayern München im UEFA-Cup auf dem Weg ins Finale auch u.a. gegen Nottingham. Nach dem 2:1 im Hinspiel in München fegten Jean Pierre Papin und Jürgen Klinsmann die Engländer mit 5:1 aus dem Stadion.
Pünktlich um 20:42 Uhr erklang die CL-Hymne, da nimmt es die UEFA immer sehr genau. Für mich immer ein absolutes Highlight diese Hymne im Stadion zu hören. Flutlicht, die Spieler stehen wie bei Nationalhymnen in Reih und Glied und sind doch ein bisschen nervöser als wenn es gegen den SC Freiburg geht. Das ist für mich schon was Besonderes diese Momente aufzusaugen.
Zum Spiel ist zu sagen, dass die Deutschen noch ein wenig nervöser waren als die Nordengländer. Zwar waren sie spielbestimmend, hatten sogar per Elfmeter die große Chance in Führung zu gehen, vergaben diese aber kläglich. Danach gab es einen Bruch im Spiel. Liverpool war abgezockter, eine Spitzenmannschaft sind sie beileibe nicht. Hinten anfällig, Can spielt auch besser wenn er einen Kroos neben sich hat, der einzige nennenswerte Lichtblick ist vorne der pfeilschnelle Mané. Dieser holte dann auch den Freistoß zur Führung heraus, nachdem er – aus deutscher Sicht – in höchster Not von den Beinen geholt wurde. In der zweiten Halbzeit erhöhte Milner auf 2:0 und die Euphorie senkte sich auf ein Minimum. Die Hoffenheimer, stets bemüht, aber nie durchschlagkräftig genug, verkürzten kurz vor Spielschluss noch auf 1:2. So bleibt für das Rückspiel kommende Woche an der Anfield Road noch ein Funken Resthoffnung das Hinspielergebnis zu drehen.
Nach dem Spiel traf ich mich noch mit einem Kumpel, die Tickets für die kommenden Spiele wurden ausgetauscht, das Spiel wurde kurz analysiert, die Saisonprognose für Bayern München ausdiskutiert und dann ging es zurück nach Frankfurt. Um kurz vor 1 war ich im Bett und schlief mit den Klängen von Georg Friedrich Händel im Ohr ein. (muss ich jede Anspielung erklären…: )?? Hmm… also in Anlehnung an ein Werk von ihm ist die Champions League Hymne 1992 komponiert worden).
Freitag, also morgen geht es zum Bundesliga-Auftakt nach München. Ich fahre zusammen mit einem Leverkusen-Fan (ja, die gibt es wirklich) nach Bayern und werde hoffentlich einen Auftaktsieg zur sechsten deutschen Meisterschaft bejubeln können. Ob es was zu berichten gibt, wird sich vor Ort entscheiden.