Tottenham Hotspur – Bayern München: Die etwas andere – denkwürdige – Auswärtsfahrt…!

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Dieses Mal beginnt mein Bericht sieben Tage vor der eigentlichen Reise. Am Montag scrollte ich durch Facebook und schaute – neben den gefühlt 95% Werbeanzeigen – was meine „Freunde“ im Internet so machen. Eine Werbeanzeige stach mir dann aber doch ins Auge…

… und ich wischte noch einmal nach oben. Ein Sponsor des FC Bayern verloste eine Reise zum Champions League Spiel Tottenham – Bayern in London. Was musste man tun dafür? Seinen Lieblingsspieler in den Kommentaren nennen. Gut, das tat ich, und ich sollte noch nicht ahnen, was der Spieler „Müller“ damit auslöste und warum sich das eine Woche später dann doch ziemlich ändern sollte.

— Gewinnspiele sind was Tolles! —

Und nun verkürzt: Am gleichen Abend erhielt ich die Gewinnbenachrichtigung, ich hatte eine Stunde Zeit mich zurückzumelden und den Gewinn zu bestätigen. Anruf bei meinen Eltern, Kinderversorgung bestätigt, check. WhatsApp von Britta an ihren Chef, Urlaub genehmigt, check. Nach genau 37 Minuten schickte ich alle Informationen weiter und die Vorfreude begann…

Vorfreude auf eigentlich was? Ich hatte eine Reise zum Spiel Tottenham Hotspur gegen Bayern München gewonnen. Inklusive der Flüge, Hotel, Tickets und Verpflegung. Was das genau bedeuten würde, stellte sich zum Teil auch alles im Laufe der Reise heraus… Nur schon mal vorab, die Flüge waren nicht mit ryanair, das Hotel war nicht das ibis oder die Sitzbank am Flughafen, die Verpflegung keine sandwiches vom tesco. Also nicht wie ich es sonst alles gewohnt war, wenn ich in Sachen Fußball und insbesondere auf der Insel unterwegs bin…

— Los gehts! —

Am Sonntag Abend brachte ich erst die Kinder zu meinen Eltern, um mich dann mit Britta nach München aufzumachen. Der Flieger ging nämlich schon um kurz nach 9 los, Ziel war Englands Hauptstadt London. War ich sonst Schlangen beim check-in und der Passkontrolle gewohnt, so wurden wir an fünf Sonderschaltern vom FC Bayern München begrüßt und konnten ohne zu warten einchecken. Ob der Koffer nun 15, 20 oder 30kg wog, geschenkt. Ob wir ein, zwei oder drei Koffer dabei hatten, geschenkt… Durch separate Eingänge wurden wir zum Flieger geleitet, und wie bei uns funktionierte die elektronische Passkontrolle auch bei Uli Hoeneß, der neben uns stand, nur nach mehrmaligem Versuch. Im Airbus 350 der Lufthansa angekommen, konnten wir aus dem vielfältigem Entertainment-Paket die Zeit schnell verstreichen lassen. Ein reichhaltiges Frühstück stärkte uns für die restliche Flugzeit.

In London angekommen, wurden wir per Bus in die Innenstadt gefahren. Die kommenden zwei Tage sollten wir immer mit dem Bus von A nach B gefahren werden, was sich in London nicht als effizientestes Verkehrsmittel erwies. So braucht man für 10km schon mal locker 90 Minuten Fahrtzeit. Am Bus am Flughafen in Gatewick machte ich noch mein erstes Foto. Martin Demichelis, argentinischer Nationalspieler und langjähriger Träger des Bayern Trikots, ließ sich mit mir ablichten. Wir sprachen noch zwei, drei Sätze über seine neue Aufgabe als Trainer der U19 Mannschaft und dann stiegen wir in den Bus ein. Er war schon ein wenig verwundert warum einer mit ihm auf spanisch bzw. argentinisch spricht, aber er traute sich nicht so recht zu fragen und nahm es dann mal so hin.

— Das erste Ma(h)l… —

Im Restaurant Skylon angekommen, erwartete uns neben dem tollen Blick auf die Themse ein Drei-Gänge-Menü, bestehend aus einer – typisch englischen – Erbsen-Minz-Suppe, gegrilltem Lachs und einem Lime Cheesecake mit Himbeer-Zitronen-Quark. Am Nachmittag bot uns die Möglichkeit zum Abschlusstraining der Bayern zu fahren. Prognostizierte 90 Minuten Fahrt (einfacher Weg!) für ein 20-minütiges Anschwitzen ließ mich jedoch zu dem Entschluss kommen, lieber im Hotel und in der Stadt zu bleiben. So checkten Britta und ich im Hyatt Regency The Churchill ein. Ein 5 Sterne Hotel der Extraklasse. Für Londoner Verhältnisse ein Palastzimmer, sagenhafte 30 Quadratmeter Zimmerfläche, ein beheizbarer Klodeckel, Duschen von oben, von unten (ihr wisst was ich meine…), Herz, was willst du mehr.

Am Nachmittag blieben uns noch ein paar Stündchen um an der nahegelegenen Oxford-Street die nötigsten Einkäufe zu erledigen. Ein paar Pullis von GAP für die Kinder und wie sich später in Deutschland dann herausstellte, waren sie über unsere Rückkehr auch ziemlich erfreut…

— Dinner mit Giovane Elber —

Um 20 Uhr wurden wir zum Restaurant Sartoria gefahren, Entfernung 1,7 Kilometer, Fahrtzeit 36 Minuten… Aber bei typisch englischem Nieselregen-Wetter nahmen wir den überdachten Sitzplatz gerne an. Beim Italiener angekommen, speisten wir zur Vorspeise Antipasti, zum Hauptgang erst Tortellini an ´Nduja-Sauce und dann ein Filet vom Hereford-Rind an Ruccola Pesto und zum Nachtisch ein klassisches Tiramisu. Zwischen den Gängen interviewte FCB-Stadionsprecher  Stefan Lehmann die Bayern-Legende Giovane Elber und ließ so den Abend kurzweilig vergehen. Ziemlich müde öffnete ich gegen Mitternacht die Tür unseres Hotelzimmers. Auf dem Bett sah ich Bayern-Trikots liegen und ich fragte Britta noch in der Tür, ob sie meine Trikots da auf das Bett so hingelegt hätte. Sie verneinte und ich hatte schon ungute Gedanken im Kopf. Da das Zimmer aber wie besagt nur 30 Quadratmeter und nicht 300 groß war, sah ich ziemlich schnell die Grußkarte neben den Trikots liegen und es erschloss uns ziemlich schnell, dass der FC Bayern uns zwei Trikots als Einstimmung auf den morgigen Spieltag geschenkt hatte. Inklusive der Unterschriften der jeweiligen Spieler drauf, einmal Coman und einmal Thiago. Britta wählte den rassigen Spanier aus, während ich den quirligen Franzosen überstreifte und schnell einschlief.

— Endlich ein Guinness! —

Am Dienstag war es dann soweit, der Tag des Spiels stand an, aber bevor der französische Schiedsrichter Turpin um 20 Uhr das Spiel anpfiff, stand noch ein straffes Tagesprogramm auf dem Plan. Nach typisch englischem breakfast, starteten wir um 10 Uhr eine kleine Stadtrundfahrt. Wir erkundeten nicht die gewohnten Sehenswürdigkeiten, sondern tummelten uns im Rotlichtviertel Soho herum. Spannende Geschichten wurden uns von unserem Reiseführer Jakob erzählt. Um halb eins kehrten wir dann nach dem Spaziergang im waxy o´Connors ein, in welchem ich dann mein liebgewonnenes erstes Guinness trank. Am Vortag sah ich es als angebracht, den angebotenen Rotwein zu trinken und nicht mit einer Bierbestellung aus der Reihe zu fallen… Da das Bier aber so gut schmeckte, nahm ich gleich noch ein zweites, und um nicht schon um kurz nach high noon besoffen zu sein, servierte man uns leckere spare ribs und allerhand weiterem fingerfood. Danach ging es kurz ins Hotel, bevor unsere Reise zu einem weiterem pub startete. Beim letzten Halt, bevor es ins Stadion ging, konnten wir uns noch einmal mit ein, zwei Bieren und pub-food wie Mini-Burger, fish&chips usw. stärken. Für die 10 Kilometer zum Stadion brauchten wir dann knapp 2 Stunden Busfahrt, aber da es immer noch regnete, war dies trotzdem noch die komfortabelste Variante. Zumal es im Bus WLAN gab…

— The New White Hart Lane —

So kamen wir ziemlich knapp vor dem Anstoß auf unseren Sitzplätzen an. Die New White Hart Lane, die neue Heimstätte der Spurs wurde in den letzten zwei Jahren erbaut, sagenhafte eine Milliarde Pfund kostete der Bau des Stadions. Der Titel teuerstes Stadion in Europa ist ihnen damit sicher.

Wie bekannt, schildere ich von den 90 Minuten des eigentlichen Grundes der Reise, dem Spiel, nicht immer viel. Entweder ihr habt das Spiel live gesehen, oder am Tag danach Zeitung gelesen, oder sonst irgendwie mitbekommen, was passiert ist. Ein junger Deutscher, im Norden Londons fußballerisch beim FC Arsenal ausgebildet, hat sein erstes Champions League Tor geschossen. Das hat ihm so gut gefallen, dass er direkt drei weitere Tore nachgelegt hat. Bei der Serge-Gnabry-Show dabei gewesen zu sein, war das Eintrittsgeld (ähm, ja ja, so sagt man das halt…) allein schon wert. Auch ein wieder gut aufgelegter Lewandowski, der nun bei 14 Treffern in 10 Pflichtspielen steht, oder der zur Halbzeit eingewechselte Ideen- und Taktgeber Thiago, der Trainer Kovac eindrucksvoll bewies, dass er in die erste Elf gehört, stachen aus der insgesamt starken Mannschaft heraus. Zu Beginn der Partie gerieten die Deutschen früh in Rückstand und Manuel Neuer bewahrte sein Team mit zahlreichen Glanzparaden vor einem nicht mehr einholbaren Rückstand. Zwischenzeitlich hätte es auch schon 3 oder 4 zu 0 für die Nord-Londoner stehen können. Doch dann drehten Kimmich und Lewandowski die Partie schon vor der Pause. Und in der zweiten Halbzeit begann dann der große Auftritt von Gnabry…. Das Lied der Fans „ein Schuss, ein Tor, die Bayern“ setzten die Spieler an diesem Abend grandios um. Um 21:51 Uhr pfiff der Schiedsrichter die Partie beim Stand von 2:7 ab. Zu dem Zeitpunkt war das Stadion schon halbleer. Die englischen Fans wollten nicht weiter der Demütigung zuschauen und verließen schon einige Minuten vor dem Schlusspfiff fluchtartig das Stadion. Wir genossen noch den Augenblick und machten uns dann freudetaumelnd auf dem Weg zum Bus.

— Bayern hautnah! —

Ein weiteres Highlight sollte der Abschluss unserer Reise bilden. Traditionell richtet der Verein nach einem Auswärtsspiel in der Champions League ein Bankett aus, zu der Spieler, Trainer und Sponsoren des FC Bayern eingeladen sind. Ein großer Saal wurde festlich eingedeckt und kurz nach Mitternacht speisten wir ein letztes Mal vorzüglich auf Einladung des FCB. Unabhängig, mit welchem Verein man mitfiebert, war es ein besonderes Erlebnis, wenn am Nebentisch Neuer, Coutinho und Co. sitzen. Für ein paar Erinnerungsfotos war mit fast jedem auch noch Zeit, einzig Thomas Müller wollte nicht die Feierlaune erwidern und verneinte den Fotowunsch. Für mich aber verständlich, wäre er doch sicherlich gerne Teil des 90 minütigen Spektakels gewesen. Um kurz nach eins wurden wir dann ins Hotel gefahren. Auch dieses Mal lagen Geschenke auf dem Bett, englische Teezutaten von Harrods. So konnten wir dann auch noch ein Mitbringsel für die Eltern im Koffer verstauen.

Am nächsten Morgen ging um 7:15 Uhr der Bus zum Flughafen. Ein letztes Mal bekamen wir trotz dem wir in der economy saßen, ein first class Menü serviert.

So endete die Reise gegen Mittag nach der Landung im sonnigen München. Was bleibt in Erinnerung? Neben all den Einladungen zu den verschiedenen Restaurants und pubs, neben dem tollen Hotel, neben dem fantastischen Reisebegleiter Jakob, der uns während der zahlreichen Busfahrten so manche Anekdote rund um das Londoner Leben erzählte, neben der Selfies mit fast dem gesamten Kader des FC Bayern München, bleibt mir als Fußball-Fan zu sagen, dass ich in erster Linie die 90 Minuten des Spiels nicht vergessen werde. Alles andere war schön, faszinierend, beeindruckend und aufregend, aber die Reise angetreten habe ich um das Spiel live miterleben zu können. Das ich Teil dieser historischen Nacht wurde, war das i-Tüpfelchen dieser perfekten zwei Tage.

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