Die Gold-Medaille in meinen Händen! (11.8.)

Der Wecker klingelte für mich um 9:00 Uhr, da für den Morgen die Volleyballpartie Japan gegen Südkorea anstand. Axel und ich hatten am Vorabend aber vereinbart, dass wir bei möglichen Interessenten die Tickets abgeben würden, da uns das Spiel nach 10 langen Tagen nicht in dem Maßen reizte, dass wir unbedingt live dabei sein mussten. Noch während ich in der tube saß, bekam ich von Axel einen Anruf, dass er zwei japanische Düsseldorfer getroffen hat, die den Originalpreis zahlen wollten. Nach den Erfahrungen der letzten Tage war jedoch bei der Ticket- und Geldübergabe absolute Vorsicht geboten, wir wollten ja nicht riskieren auf die letzten Tage noch hinter englischen Gardinen zu landen. So gingen wir einen Straßenblock weiter, wo wir unbeobachtet waren. Mit 65 Pfund machte ich mich wieder auf nach Hause, da das Endspiel der Fußballer erst um 15.00 Uhr losging. Um kurz nach eins machten Philipp und ich uns dann auf nach Wembley. Die Stimmung war den Endspielteilnehmern angemessen, es wurde viel getanzt, Musik gespielt und gefeiert. Bei den Brasilianern jedoch nur bis zum Anpfiff beziehungsweise bis 31 Sekunden nach dem Anpfiff. Denn zu diesem Zeitpunkt fiel das 1:0 für die Mittelamerikaner. Über die gesamte Spieldauer waren die Südamerikaner erschreckend harmlos und konnten sich kaum Chancen erspielen. Mexiko agierte clever und war technisch teilweise sogar den Samba-Fußballern überlegen. Verdient schossen sie auch Mitte der zweiten Halbzeit das 2:0. Erst in der Schlussminute konnten die Brasilianer verkürzen, was jedoch nichts mehr an der Verteilung der Medaillen änderte. So sicherten sich die Mexikaner ihre erste Goldmedaille und feierten dies ausgelassen. Ich machte mich dann mit Axel und Leo auf den Weg zum Olympiapark, in dem das Hockeyfinale der Herren zwischen Deutschland und den Niederlanden anstand. Das Spiel entwickelte sich zu einem auf taktisch höchstem Niveau geführten Duell der beiden Erzrivalen. Deutschland hatte die Elftal gut im Griff und ging kurz vor Ende der ersten Halbzeit durch ein Traumtor von Rabente in Führung. In der zweiten Halbzeit drückten die Holländer auf den Ausgleich, der ihnen auch nach einer Strafecke 16 Minuten vor Schluss gelang. Als die meisten schon mit einer Verlängerung rechneten, schlug Rabente wieder zu und schoss die erneute Führung heraus. Noch knappe 5 Minuten waren zu spielen, und diese überstanden die Deutschen ohne nennenswerte Chance der Niederländer mehr zulassen zu müssen. Die Titelverteidigung war geglückt und, auch wenn ich mich wiederhole, der Jubel war überwältigend. Kurz nach Abpfiff machten Axel, Leo und ich uns auf von der Gegentribüne, wo wir saßen, auf die Haupttribüne zu gehen. Dort verfolgten wir mit der Hockey-Delegation, zahlreichen deutschen Athleten, wie zum Beispiel Diskusolympiasieger Harting, die Siegerehrung. Was für ein Sieg, was für ein Erlebnis! Einfach super! Als letzte verließen wir überglücklich das Stadion und wollten uns auf den Heimweg machen bzw. in das deutsche Haus fahren. Doch vor dem Eingang warteten die deutschen Spieler bereits auf uns. Da die meisten Zuschauer schon weg waren, waren wir mit den Spielern und deren Familien unter uns. Ich habe bestimmt 10 Minuten zusammen mit Matthias Witthaus gestanden, zahlreiche Fotos mit ihm gemacht, seine Mutter schüttete mir ihr Herz aus, wie toll ihr Junge gespielt habe und wie lang er schon dabei wäre usw. usw. … Ich durfte die Medaillen anfassen und fotografieren, wie ich Lust und Laune hatte. Der Olympia-Moment schlechthin. Übrigens sind die Dinger viel schwerer und größer als ich dies erwartet hatte. Sie sehen aber richtig edel und wertig aus. Wahnsinn!!! Mit diesem Gefühl beschloss ich bzw. wir, nicht mehr ins deutsche Haus zu fahren, da unsere kleine Privatfeier ja gerade stattgefunden hatte, und dies nicht mehr zu topen war. So machten wir uns auf, jeder in sein Hotel und bevor ich von der Goldmedaille zu träumen anfange, schrieb ich noch diese Zeilen.

Morgen ist schon der Abschlusstag, bei dem mich noch das Spiel um Bronze bei den Handball-Männern erwartet. Danach geht es zum Basketballfinale, wo die Spannung nur darin besteht mit welchem Abstand die USA gegen die Iberer das Gold einfahren wird. Und zum Abschluss steht die Schlussfeier an, bei der ich sehr gespannt bin, ob sie nach der tollen Eröffnungsfeier die hohen Erwartungen halten kann. Danach geht es übrigens direkt zum Flughafen, der morgige Bericht wird also vielleicht erst am Montag Abend erstellt werden. Um kurz vor sieben Montag morgen kehre ich dann London den Rücken zu und beende das Kapitel Olympia.
Bis dann,
Euer
Goldmedaillen-in-der-Hand haltende Tjark

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